E-Sport – kompetitives Videospielen – wird immer bekannter und Events füllen ganze Stadien. Nur wenige können vom E-Sport leben und die Spitzensportler*innen, die sogenannten E-Sportler*innen, sind großteils männlich. Noch haben es nur wenige E-Sportlerinnen auf die große Bühne geschafft. Nur 3-5% der nationalen Spitze sind weiblich. Glücklicherweise gibt es immer mehr weibliche Vorbilder – sogenannte Role Models – die zeigen, dass Frauen und Mädchen genauso mit ihren männlichen Kollegen mithalten können.

Mädchen, Frauen und jene die sich als weiblich identifizieren haben nach wie vor mit alten Rollenbildern, Klischees und Vorurteilen zu kämpfen. Egal ob als Spielerin, als Analystin, als Casterin oder Moderatorin eines Videospiels – negatives Feedback aufgrund des Geschlechts ist immer ein Schritt in die falsche Richtung. Gerade im E-Sport spielt das Geschlecht bei der Leistung keine Rolle und natürlich sind auch Unterscheidungen nach an anderen Dimensionen – soziale Herkunft, Hautfarbe, Religion, sexuelle Orientierung etc. – komplett fehlt am Platz.

Aufgrund von negativen Erfahrungen on- oder offline trauen sich junge Spielerinnen oft nicht an Turnieren teilzunehmen oder sich online als weiblich zu outen und nehmen daher einen neutralen Nicknamen. Der E-Sport sollte jedoch ein Safe-Space sein, in dem sich keiner verstellen oder verstecken muss. Um Frauen und Mädchen einen geschützten Raum zu ermöglichen, gibt es aktuell eigene Frauen-Ligen und Side-Events bei Veranstaltungen bei denen nur weibliche Spielerinnen zugelassen sind. Das hilft den Gamerinnen sich auszutauschen und voneinander zu lernen ohne auf das Geschlecht oder auf das Äußere beschränkt zu werden. Vor allem für jungen Frauen ist es wichtig erfolgreiche Role-Models zu sehen, um ihnen Mut zu machen, ihren Traum und Engagement nicht aufgrund negativer Kritik zu verlieren.

Mit dem recht jungen und neuen E-Sport Titel VALORANT gelang es Riot mit ihrem 5v5 First-Person-Shooter viele Spielerinnen anzusprechen. Weltbekannte Teams wie TSM und Cloud9 haben weibliche Line-Ups für Turniere angekündigt. Auch das aus CS:GO bekannte und erfolgreiche Team Dignitas wagte den Switch hin zum neuen E-Sport Titel. Eine weitere bekannte Organisation – Evil Geniuses – gab Anfang des Jahres bekannt, ein mixed-gender Team für Events ins Rennen zu schicken. Mit dabei u.a. Christine „potter“ Chi, eine bekannte Analystin und ursprünglich CS:GO E-Sportlerin. Sie und alle anderen weiblichen Top-Spielerinnen zeigen, dass der Sprung in den E-Sport geschafft werden kann.

Aufklärungsarbeit muss in der Schule beginnen.

Sexismus in der Gaming Kultur ist ein ernst zunehmendes gesellschaftliches Problem. Aufklärungsarbeit ist ein wichtiger Ansatz, um darauf aufmerksam zu machen und in weiterer Folge die notwendigen Schritte zur Prävention zu setzen. Dabei gilt es u.a. das Bewusstsein dafür zu heben, dass sexistische Vorfälle in der Gaming-Welt (und natürlich leider auch in vielen anderen Bereichen des Lebens) real sind und dass wir alle gemeinsam entsprechend Verantwortung übernehmen können. Und es gilt ein Verständnis dafür aufzubauen, dass vor der Konsole bzw. dem PC alle Menschen gleich sind.

Wenn diese Aufklärung bereits bei Schülerinnen und Schülern passiert, die in weiterer Folge dieses Mindset mittragen, haben wir diese Geschlechterthematik mit viel Glück in hoffentlich wenigen Jahren nicht mehr. Ein Mitgrund für die aktuell herrschenden Gender-Klischees und Vorurteile ist der Spieleindustrie geschuldet. Viele Videospiele waren lange Zeit fast ausschließlich für die männliche Bevölkerung ausgerichtet und wurden dementsprechend vermarktet. Und in den Spielefirmen selbst sind Entwicklerinnen und Game Designerinnen stark unterrepräsentiert.

Über die letzten Jahre kann man jedoch sagen, dass immer mehr coole und starke Frauen auf Events und in Videospielen zu sehen sind. Ob als Gesicht für die neuesten Gaming Kopfhörer in der Werbung oder als starke Kämpferin in einem Videospiel, ob als Casterin bei einem E-Sport Turnier oder als Weltmeisterin auf der großen Bühne. Frauen und Mädchen erkämpfen sich den Weg in den E-Sport und sind gekommen um zu bleiben.

WEITERFÜHRENDE LINKS, NÜTZLICHE MATERIALIEN & IDEEN FÜR DEN UNTERRICHT

Die folgenden Videos eignen sich gut als Einführung zum Thema im Unterricht:


Fotocredits Titelbild: Martin Reitschmied | League of Girls Schulevent | Marlies Brunnhofer (im Bild) und Tanja Reither führten eine Gruppe von Schüler*innen in die Welt des E-Sports ein und stand für Fragen und Austausch beiseite.


Dieser Artikel ist Dank der Unterstützung des ESVÖ (eSport Verband Österreich) entstanden.
Autorin: Yvonne Scheer, Genderbeauftragte des ESVÖ


Über die Autorin:

Yvonne Scheer ist E-Sport Schiedsrichterin, Gamerin-Vereinsmitglied bei AuT pBo, 3x CoD Staatsmeisterin, seit 2018 Genderbeauftragte/Frauensprecherin des ESVÖ, Gewinnerin Wiener Frauenpreis (Ende 2018), spricht über Diversity im Gaming- und E-Sport Bereich in Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Interviews national und international

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